Elefanten: Postkoloniale,
antikapitalistische Kritik
Ein Elefant namens Tuffi stützt aus der Wuppertaler Schwebebahn. Elefanten sind Tiere, die in Südasien und Afrika leben, das heißt, wie kommt Tuffi überhaupt nach Wuppertal und was macht sie da?
Sogenannte „Exotische Tiere“ befinden sich in Europa generell ausgestellt im Zirkus oder in Zoos. Letztere entstehen vor allem durch den sich entwickelnden und expandierenden Kapitalismus im 18. Jahrhundert. Erforderlich waren außerdem die modernen Wissenschaften und die wirtschaftliche Erschließung der Welt, als Weltmarkt. Erst durch diese Prozesse gab es überhaupt die Möglichkeit, „exotische“ Tiere zu beobachten und zu erforschen und so entstand im 18. Jahrhundert folglich auch der Anspruch, das zu tun. Diese Tiere sollten außerdem für kommerzielle Zwecke in Europa als „Exoten“ ausgestellt werden. In genau dieser Periode entsteht in England das professionalisierte Zirkuswesen, wo auch heute noch Elefanten vor allem beritten und in Dressurgruppen gezeigt werden.
Das ganze Businessmodell, das hinter Zoos und Zirkussen steckt, beruht auf der Konstruktion des „Exotischen“. Vor allem die Verbindung von Natur und Exotik in diesen Schauräumen sollte den Westen als fortschrittliche Sphäre der geistigen Produktion konstituieren. Asien, Afrika und Lateinamerika sollten dagegen Orte der Natur, der Kulturlosigkeit und der fehlenden Geschichte sein. Über eine lange Zeit wurden in sogenannten „Völkerschauen“ auch Menschen in Zoos ausgestellt. Der Historiker Walter Rodney beschrieb in Afrika. Die Geschichte einer Unterentwicklung, wie die Entstehung des Kapitalismus den europäischen Kolonialismus erforderte, ihm half, sich auszuweiten und so die Kolonien schuf, die in einem unterentwickelten Zustand gehalten wurden, um der europäischen Produktion billig Arbeitskräfte und Rohstoffe zur Verfügung zu stellen. Ideologisch muss das natürlich gerechtfertigt werden, so entstanden rassistische Theorien über die Unterentwicklung der Kolonien, das quasi tierische Wesen ihrer Bewohner:innen, die der Natur verhaftet bleiben und zu kultureller Entwicklung unfähig seien.
Dass Tiere aus dem globalen Süden in Europa ausgestellt werden und nicht umgekehrt ist also kein Zufall. Es markiert auch ein Verhältnis zwischen dem Westen und dem „Rest“. Die Peripherie stellt Arbeitskraft und Waren zur Verfügung und der Westen verwertet diese. Wenn Tuffi also in der Schwebebahn rumkutschiert und in der Stadt für Profit ausgestellt wird, ist das durchaus eine Sache von globaler und historischer Relevanz.
Bafta Sarbo, studiert Sozialwissenschaften und arbeitet zum Verhältnis von Marxismus und Antirassismus. Sie ist politisch unter anderem aktiv im Vorstand der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und arbeitet dort zu Racial Profiling, Migrationspolitik und Rassismen in Deutschland.